Vermögensbewertung Kanalnetze

Abwasserkanalanlagen (und die dazugehörigen Kläranlagen) stellen eines der größten Anlagevermögen der Städte und Gemeinden dar. Vielfach liegen die Daten über die Herstellungskosten und das Baujahr der Kanäle bei den Verwaltungen nicht systematisch geordnet vor. Baukosten und Wiederbeschaffungs- bzw. zeitwert sind jedoch notwendige Daten für eine korrekte Gebührenermittlung. Sie können hilfsweise mit hinreichender Genauigkeit aus (geschätzten) Neubaukosten, dem Alter und dem Baupreisindex rekonstruiert werden. Auch hierfür ist die Kanaldatenbank angesichts der Datenmenge das ideale Werkzeug.

Die inzwischen drastisch gestiegenen Abwassergebühren führen immer häufiger zur gerichtlichen Überprüfung der Gebührenermittlungen. Einerseits sollen sie die betroffenen Bürger nicht unangemessen hoch belasten, andererseits müssen die Gebühreneinnahmen sämtliche Kosten aus dem Bau, dem Werterhalt und dem Betrieb des Kanalnetzes decken. Spielräume ergeben sich aus den Ansätzen für kalkulatorische Größen (Abschreibungs- und Zinssätze, Betriebskosten), die ggf. anhand von Erfahrungswerten von Zeit zu Zeit revidiert werden müssen.

Die Ingenieurgesellschaft Steinburg stellt mittels elektronischer Datenverarbeitung zahlreiche Gebührenmodelle mit hinnehmbarem Aufwand auf und schreibt sie fort. Dabei stützen wir uns auf die Wertdaten der Kanaldatenbank.

Projektbeschreibung

Die Stadt Kaltenkirchen betreibt und unterhält für das rd. 800 ha große Stadtgebiet eine Kanalisation im Trennsystem. Die Kanallängen des Hauptnetzes betragen für Schmutzwasser und für Regenwasser jeweils rd. 64 km. Parallel zur Aufstellung des Kanalkatasters für beide Systeme durch die IGS wurde der Generalentwässerungsplan (GEP) von 1965 fortgeschrieben. Das Schmutzwassernetz gliedert sich in zwei Teilnetze. Das nördliche Teilnetz endet am Pumpwerk Nord, von wo das anfallende Abwasser über eine rd. 4,6 km lange Druckleitung zu einem Übergabeschacht am Pumpwerk Süd gefördert wird. Die Freigefällekanäle des südlichen Teilnetzes enden kurz vor dem Pumpwerk Süd, wo das Abwasser an das Netz des Abwasserzweckverbandes Pinneberg abgegeben wird. Die Haltungsflächen wurden grundstücksscharf festgelegt, der Schmutzwasseranfall resultiert aus der Einwohnerdichte im Zusammenhang mit dem Wasserverbrauch. Die Berechnungsergebnisse wurden mit den Aufzeichnungen über die Förderleistungen der beiden Hauptpumpwerke abgeglichen und das Berechnungsmodell daran kalibriert. Das Regenwassernetz besteht aus 26 unabhängigen Teilnetzen, die je nach Wassermenge und -qualität über Regenrückhalte- und Klärbecken in die verschiedenen Vorfluter entwässern. Im Zuge der GEP-Berechnung wurden auch die vorhandenen und erforderlichen Retentionsvolumina überprüft. Die Festlegung der Haltungseinzugsflächen für das Regenwassernetz erfolgte ebenfalls grundstücksscharf, die Bestimmung der befestigten Anteile wurde in umfangreichen Feldvergleichen ermittelt. Die Rohrnetzberechnung selbst wurde hydrodynamisch mit dem Programmpaket HYSTEM/EXTRAN unter Verwendung von Modellregen durchgeführt. Aus den Berechnungsergebnissen wurden die Schwachstellen des Netzes lokalisiert und die erforderlichen Sanierungsmaßnahmen aufgezeigt. In engem Zusammenhang mit den aus baulicher Sicht notwendigen Sanierungen werden die Arbeiten schrittweise umgesetzt. Der GEP wird im gleichen Zuge mit der Fortschreibung des Kanalkatasters fortgeführt.

Planungs- und Ingenieurleistungen

• Übernahme der Netzgeometrie aus dem Kanalkataster
• Kalibrierung der Schmutzwasserberechnung
• Nachweis der vorh. Beckenvolumina
• hydrodynamische Rohrnetzberechnung für ausgewählte Modellereignisse, Ist-Zustand und Zustand nach Sanierung
• Plandarstellung der Auslastungsgrade

Auftraggeber
Stadt Kaltenkirchen

Technische Daten und Projektumfang
• Einzugsgebiet rd. 800 ha
• Schmutzwasser 64.050 m
• Regenwasser 64.100 m